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Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler
Alles geht, auch wenn es fährt: Igus-Chef Frank Blase reizt die Verwendung von Kunststoff weiter aus – etwa mit einem Fahrrad aus recyceltem Material. Bild: Stefan Finger
Aus einer Garage zum Milliardenunternehmen: Igus fertigt im Spritzgussverfahren fast alles – neuerdings auch Roboter und Fahrräder.
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F ür die technische Konzeption des kleinen Roboters reichten einige Videokonferenzen mit dem Kunden. Aber am Ende brauchten die Igus-Spezialisten auch eine Kiste Berliner Pfannkuchen, um dem neuen Bäckereigehilfen das nötige Feingefühl bei der Bedienung beizubringen. Jetzt ist sein pneumatischer Greifer so justiert, dass er mit genau dem richtigen Druck zupackt, wenn er die Gebäckstücke vom Band in den Transportkarton stellt. Gleich drei der automatischen Helfer hat die Großbäckerei von Igus geordert, um Arbeit und Personal zu sparen. Roboter könnten für den Kölner Kunststoffspezialisten das nächste große Ding werden. „Wir sehen, dass auch immer mehr kleinere und mittlere Unternehmen versuchen, ihre Produktion weiter zu automatisieren. Aus unserem Baukasten können wir passende und vor allem erschwingliche Lösungen zusammenstellen“, sagt Unternehmenschef Frank Blase.
Die meisten Kunden kämen mit einer guten Idee, aber wenig Ahnung von Robotik. Am Anfang steht deshalb oft eine kostenlose, meistens digitale Beratung. Darin geht es darum, ob und mit welchem Aufwand sich diese Idee in eine technische Lösung umsetzen lässt. Igus selbst hat dafür eine breite Auswahl verschiedener Roboter-Typen entwickelt. Sie bestehen aus leichten, schmier- und wartungsfreien Hochleistungskunststoffen und sind zu vergleichsweise günstigen Preisen zu haben. Andere Komponenten können über einen von Igus aufgebauten Onlinemarktplatz beschafft werden, auf dem mehr als hundert Robotik-Spezialisten vertreten sind. „Das ist unser Airbnb für die Automatisierung“, sagt Blase überzeugt.
Der Anspruch: Die Hardware soll höchstens 25.000 Euro kosten und die Integration nicht mehr als 100 Stunden beanspruchen. Die einfachsten Modelle, die Lasten von bis zu 3 Kilogramm bewegen können, gibt es von rund 5000 Euro an. „Wir bauen aus den einzelnen Puzzleteilen Festpreislösungen, die sich für die Kunden in spätestens zwölf Monaten amortisiert haben müssen,“ beschreibt Blase das Erfolgsmodell. In einer neuen Halle hinter dem Hauptgebäude im Kölner Stadtteil Porz, wo rund 2500 Menschen für das Spritzguss-Unternehmen arbeiten, tüftelt die Robotik-Abteilung an Technik und neuen Anwendungen. Hier können Kunden auch live in Augenschein nehmen, was für sie passen könnte.
Einige Schritte weiter plant Blase neue Räumlichkeiten für sein jüngstes Projekt: ein Fahrrad, das inklusive Kugellager und Antrieb fast komplett aus Kunststoff besteht. Räder und Rahmen gibt es wahlweise auch aus wiederverwertetem Altplastik. Die Auslieferung der ersten Igus-Räder, die als City-Bike konzipiert sind, ist für Ende März, Anfang April geplant. Später sollen ein E-Bike und ein Kinderfahrrad aus Kunststoff folgen. In der Basis-Version kostet das City-Bike rund 1200 Euro. Wer es aus recyceltem Kunststoff haben möchte, muss wegen der aufwendigen Materialprüfungen 200 Euro mehr hinlegen. Die Idee beschäftigt den umtriebigen Unternehmenschef schon seit einigen Jahren. „Mein Traum ist es, in Indien und anderen Ländern direkt dort produzieren zu lassen, wo sich der Plastikabfall türmt“, sagt er.
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Zusammen mit einem niederländischen Start-up hat er die Entwicklung vorangetrieben. „Unsere Welt versinkt im Plastikmüll. Da stehe ich als Kunststoffunternehmer in ganz besonderer Verantwortung, Recycling und Kreislaufwirtschaft in Gang zu bringen“, sagt er. Das klingt ein bisschen nach Marketing, aber man nimmt Blase ab, dass es ihm ernst ist mit dem Thema. Schon vor einigen Jahren hat er sich an dem britischen Unternehmen Mura Technology beteiligt, das in Sachsen eine erste Anlage für das chemische Recycling von Mischkunststoffen errichtet. 2025 soll sie in Betrieb gehen und jedes Jahr mehr als 100.000 Tonnen Plastikmüll verarbeiten. In die gleiche Richtung zielt ein Rücknahmesystem für Produkte aus der eigenen Herstellung und von Konkurrenzunternehmen. Die Mengen, die dabei zusammenkommen, sind überschaubar, doch ein Anfang ist gemacht. „Kunststoff ist einfach ein phantastischer Werkstoff. Jetzt müssen wir es nur noch schaffen, den Stoffkreislauf zu schließen.“
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Gespräch mit Igus-Chef: „Kunststoff ist einfach phantastisch“
Aus einer Garage zum Milliardenunternehmen: Igus fertigt im Spritzgussverfahren fast alles – neuerdings auch Roboter und Fahrräder.
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